Von Gayle Forman las und liebte ich vor ein paar Jahren ihren Zweiteiler „If I stay“ und „Where she went“. Daher stand „Nur ein Tag“ schon lange auf meiner Leseliste und ich war insgesamt sehr gespannt darauf. Als mir vor kurzem das deutsche Hörbuch in die Hände fiel, habe ich damit angefangen und bin leider doch etwas enttäuscht worden.
Die Protagonistin in „Nur ein Tag“ ist die 18-jährige Amerikanerin Allyson. Am Anfang der Geschichte befindet sich Allyson in Europa. Nach ihrem Abschluss schickten ihre Eltern sie auf eine Rundreise durch verschiedene europäische Hauptstädte. Allyson ist ein ruhiger, braver Mensch. An einem Abend lernt sie den Niederländer Willem kennen, der das totale Gegenteil von ihr ist und kurzerhand trifft Allyson die abenteuerlichste und spontanste Entscheidung ihres Lebens: Bevor sie wieder zurück in die USA muss, will sie mit Willem einen Tag und eine Nacht in Paris verbringen. Heimlich, ohne, dass die Veranstalter*innen der Europareise etwas davon erfahren. Gesagt, getan. Doch als Allyson dann am nächsten Tag in Paris aufwacht, ist sie alleine. Willem ist nicht mehr da und kurze Zeit später zurück daheim, kann sie ihn auch einfach nicht vergessen.
Inhaltlich klingt die Geschichte ganz nett und eigentlich hatte ich mir eine schöne, leichte Liebesgeschichte erhofft. Leider, habe ich das nicht so wirklich bekommen. Mein Problem fing bereits damit an, dass ich anfangs schnell von Allyson genervt war. Mir fehlte eine eigene Persönlichkeit. Sie ist ruhig, unscheinbar und vergleicht sich ständig mit anderen und fühlt sich natürlich auch viel unattraktiver als z.B. ihre Freundin Melanie. Natürlich gibt diese Ausgangslage viel Platz, damit sie sich weiterentwickeln kann, was sie zum Ende der Geschichte auch tut, aber Sympathiepunkte kann sie bei mir allerdings so nicht gewinnen. Und auch wenn sie auf ihrer Europatour, die von ihren Eltern spendiert wird, jammert, dass die Städte ja nicht soo toll sind, wie in den Filmen, dann nervt mich das und lässt sie auf mich sehr privilegiert und unüberlegt wirken. Schlechter Start also.
Erst als Allyson wieder zurück in den USA war und sich auf ihr neues Leben vorbereiten musste, wurde sie mir allmählich sympathisch. Ich mochte die Szenen, in denen Allyson klar wird, dass das Leben, das ihre Eltern für sie aussuchten, nichts für sie ist, und sich allmählich umorientierte und Dinge ausprobierte, die sie wollte. Auch mit dem Wissen, dass ihren Eltern das nicht gefallen wird, aber sie trotzdem versuchte, ihren Weg zu gehen. Ich mochte, wie sie neue Freundschaften schließ und besonders Deen und ihren Shakespeare-Kurs.
Was ich hingegen nicht mochte und ich wünschte, dass das einfach nicht passiert wäre, war, wie sie Willem auch nach einem Jahr, das vergangen ist, noch nachhängt. Sie verbrachten einen Tag und eine Nacht in Paris und danach verschwand er spurlos. Ließ sie ganz alleine in einer fremden Stadt zurück, in der sie noch nie war, deren Sprache sie nicht sprach. Für mich ist er ein Arsch und ich wünschte, sie hätte ihn einfach vergessen.
Und dann endet „Nur ein Tag“ leider relativ offen. Was an dem Morgen in Paris vorgefallen ist, wird nicht geklärt, da es ja noch einen zweiten Band gibt, der aus der Sicht von Willem erzählt wird. Vermutlich wird das auch der einzige Grund sein, warum ich evtl. in „Und ein ganzes Jahr“ reinhören werde.
Das Hörbuch wird von Jodie Ahlborn gesprochen. Bisher hatte ich noch kein Hörbuch gehört, das von ihr gelesen wird. Anfangs fand ich ihre Stimme etwas zu ruhig und langsam, aber das ging schnell vorbei und ich habe ihrer Stimme gerne gelauscht.
Gelesen im Juli 2016.
Bewertung: 2/5
Ausgabe:
Hörbuch
Sprecherin: Jodie Ahlborn
Übersetzung: Stefanie Schäfer
Minuten: 474
Verlag: Argon
ISBN: 978-3-8398-1470-3
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